Mittwoch, 12. September 2012

Woche 3+4

Wie bereits im letzten Blogg angekuendigt, werde ich nun nicht ins Tagebuch schreiben verfallen, sondern euch lieber einen kleinen Ueberblick gewaehren, was ich hier so treibe.

Die 3. Woche war meine aktuell erste Woche mit wirklichem Unterricht. Habe die Vormittage moeglichst viel hospitiert bei den Kollegen, um zu lernen, wie man hier unterrichtet und zum anderen moeglichst viele Klassen besucht, damit mein Gesicht bekannt wird. Nebenbei habe ich dann auch noch meine eignen Kurse besucht (2x die Woche "The Altanic World 1600-1850" und 2x die Woche "Ein Introduction into the Civil War Era", wenn man schon einmal in Gettysburg ist :-) )

Des Weiteren stand noch viel Planungsarbeit bevor, bin alle deutschen Filme in der Bibliothek durchgegangen usw., habe weiter fleissig gesportet (inkls. 3x die Woche eine mittagliche Fussballrunde bei der ich noch recht klaeglich abkacke, sei es konditionell, technisch oder einfach dem Wetter geschuldet).

Apropos Wetter: Es war schlichtweg heiß und schwuel in Gettysburg. Dank des Hurricanes im Golf von Mexico, wurde die warme Luft bis nach Pennsylvania gedrueckt und hat mich teilweise echt leiden lassen, da ich zumeist in langer Hose und Hemd unterwegs bin als "Lehrer".

Donnerstag gab es noch die offizielle "Faculty Eroeffnung des Semesters" bei der einmal mehr Reden gehalten wurden, Ehrungen vorgenommen (ein Prof. hier unterrichtet Atomphysik seit 25 Jahren am College und war u.a. in einigen Abruestungskommissionen aktiv), alle neuen Mitarbeiter vorgestellt wurden (also einmal aufstehen, laecheln und freundlich winken) und wohl am interessantesten: Es wird ein Film im Oktober hier am College gedreht und zwar kein Historienstreifen, sondern die Geschichte eines Studenten wird verfilmt. Dieser war eines der Basketballasse des College, erlitt einen Schlaganfall und kaempfte sich zurueck ins Collegeleben danach, um unter tobendem Applaus einen Korb in einem der letzten Spiele der letzten Saison zu versenken.

Freitag stand dann mein erster grosser Tag an. 2x unterrichten in 101a und b, also 2x voller Koerpereinsatz um jeweils knapp 20 Deutschanfaengern mit Haenden und Fuessen zu versuchen Deutsch beizubringen. Die Studenten sind auch wirklich beeindruckend gut. Bereits nach der ersten Woche konnten Sie fleissig sich u.a. vorstellen (Ich heisse,ich komme aus etc.) und im Gegenzug andere Personen fragen etc.

War die erste Stunde noch etwas schwierig, so konnte ich in der zweiten bereits einiges aendern, so dass die Stunde besser verlief. Spass gemacht hat es aufjedenfall. Ich habe trotz des moeglichst durchgehenden Deutsch sprechens nicht allzu viele riesige Fragezeichen in den Gesichtern der Studenten gesehen, was ich als positives Feedback sehe :-) Als ich Ihnen dann noch eine deutsche Version von"Call me maybe" vorgespielt habe (wir hatten u.a. die deutschen Zahlen gelernt ==> Telefonnummern) sind sie aus dem Lachen nicht mehr rausgekommen. Uebrigens Mama und Papa, wenn amerikanische Studenten bei euch anrufen, dann koennt es daran liegen, dass ich eure Festnetznummer zum ueben genutzt habe :-)

Am Wochenende gelang uns TAs mit der Hilfe von Marc der erste wirkliche Ausbruch aus Gettysburg. Es ging nach Baltimore:


Um in den Vororten in die Bahn umzusteigen



Marcs Auto diente als erstes Gefaehrt














Wie man sieht, ist die Bahnfahrt fuer Leute aus Gettysburg etwas besonderes :-) In Baltimore haben wir dann erst eine Wanderung durch verschiedene Viertel gemacht, wobei mir dann auch die Spaltung der USA einmal mehr bewusst wurde. Durch einige dieser Viertel sollte man Nachts nicht laufen.


Da waechst gerne einmal ein Baum aus einem Haus heraus und dies wunderschoene Kino, scheint seine besten Tage auch schon hinter sich zu haben.

Am Lexington Market (Markthallen, wo man gefuehlt alles kaufen kann, von frischem Fisch ueber Fleisch ueber Kuchen bis hin zum Toilettenpapier) haben wir dann noch zwei Freunde von Thomas getroffen, die aus Washington hochgefahren waren, um uns zu treffen.

Im Lexington Market haben wir uns dann noch mit den oertlichen Delikatessen "Crab Cake" und "Berger Cookies" gestaerkt sowie einer Band gelauscht + einigen Zuschauern beim tanzen zu geschaut. Auch hier konnte man z.B. die fehlende bzw. schlechte Krankenversicherung vieler Amerikaner sehen. Gehstoecke, Uebergewicht, fehlende Zaehne u.ae. standen an der Tagesordnung.
Insbesondere die kleine vorne war echt unterhaltsam


Fuer den Preis nicht wirklich zu empfehlen :-)

Praesentiert den Berger Cookie!


Trotz des einfach nur schwuel, warmen Wetters (knapp 36C, bewoelkt) sind dann noch fleissig durch Baltimore gewandert zum Hafen, haben eine unfreiwillige Stadtrundfahrt mit einem Linienbus gemacht und noch so einige kleine Entdeckungen gemacht, u.a. war an dem Samstag ein Autorennen in der Innenstadt von Baltimore und wir sind mal eben zu siebt in einem regulaeren Taxi gefahren. Man stelle sich das einmal in Deutschland vor :)

Altstadt

Blick vom Hafen

Jeder Schatten musste genutzt werden!


Abends wurde dann noch schnell Muttis Zitronenkuchen gebacken (gar nicht so einfach, da es einige der Zutaten in den USA gar nicht gibt und einkaufen noch immer eher eine Entdeckungstour ist ;-) ), um ihn am Sonntag mit zum PTA Workshop zubringen.


Muttis Zitronenkuchen (sehr gut angekommen!)

PTA bedeutet Peer Teaching Assistents, die 101 + 201 Studenten haben jeweils Dienstags noch eine extra Stunde, in der sie in kleineren Gruppen durch PTAs sowie mich unterrichtet werden. Im Workshop wurde dann guebt, wie es ablaufen soll sowie die ersten Aufgaben zur Vorbereitung fuer den kommenden Dienstag verteilt. Neben dem unterrichten ist es meine Aufgabe alle Vorschlaege der Studenten, wie sie ihren jeweiligen Auftrag gerne unterrichten wollen, zu korrigieren und ggf. Hilfestellungen zu geben. Grundsaetzlich sollen Dialoge, Drills und kleine Spiele zu einer Wiederholung des bereits erlernten zusammengefasst werden fuer die Studenten.

Habe festgestellt, dass sich insbesondere Trinkspiele (anstatt Alkohol andere Strafen, keine Sorge :-) ) gut eignen, um z.B. die Zahlen o.ae. zu wiederholen.

Am Montag ging es dann neben dem hospitieren insbesondere auch mit meinen kulturellen Aktivitaeten los. Eine gewisse Anzahl an Teilnahmen an Aktivitaeten sind je nach Kurs fuer die Studenten pflicht, um sich weiter mit Deutsch auseinander zu setzen sowie die deutsche Kultur etwas kennenzulernen. Fuer den Nachmittag stand der "Kaffeeklatsch" an, bei dem sich die Studenten diesmal bei einem Stueck Kuchen + einem Becher Kaffeee/Tee entspannt kennenlernen sollten. War eine angenehme Runde.

Die am Montagabend gemeinsam vorbereiteten Aufgaben fuer die PTA Session wurden dann am Dienstag auch fleissig umgesetzt. Habe viel Glueck gehabt mit meiner PTA Gruppe, groesstenteils sehr leistungsstarke Studenten, so dass alles sehr spielerisch ablaufen konnte. "Team wunderbar" besiegte in der Endabrechnung "Team sehr intelligent" nur knapp. :-)

Nebenbei faellt auch jetzt bereits so einiges an Korrekturarbeit an, bei der ich Martin (der regulaere 101 Prof) versuche zu entlasten, also z.B. Hausaufgabenkorrektur sowie das erste, kurze Essay was die Studenten schreiben mussten.

Weitere kulturelle Aktivitaeten sind Mittwochs "Deutschland Aktuell" (die Studenten waehlen ein Thema aus Musik, Nachrichten, Sport oder Mode, wir schauen einen kurzen Clip, um dann darueber zu reden) sowie der Filmabend. Beim Filmabend hatte ich mich leider in die Nesseln gesetzt...grosskotzig "Friendship!" mit Untertiteln angekuendigt. Einziges Problem: Die DVD hatte nur Untertitel fuer die Filmstellen, wo Englisch gesprochen wurde...ups. Daher schnell Keinohrhasen, das Experiment und die letzten Tage der Sophie Scholl ausgeliehen und die Studenten nach einer kurzen Trailershow abstimmen lassen. Zu meiner Ueberraschung wurde Sophie Scholl fast einstimming gewaehlt und insbesondere auch mit kritischen Fragen bedacht. Muss gestehen, ich war etwas stolz auf die Studenten. :-)

Donnerstags steht dann noch der Stammtisch (gemeinsames Mittagsessen im specialty dining(dort wo eigentlich nur die Prof. essen duerfen, wuuuhuuu ;-)) an.

Nicht zu vergessen sind noch meine drei Sprechstunden, zu denen bisher erst ein Student erschienen ist :-)

Freitag wurde dann wieder von mir unterrichtet, aber ups...wenn man Donnerstag Abends bis ca. 10 noch vorbereitet, sollte man am besten auch abspeichern! :-) Nun ja, war die Stunde, die sich mein Prof. dann einmal angeschaut hat..., aber lief nicht sooo schlimm. Doch einige mehr Fragezeichen als in den ersten Stunden, da die Uebergaenge nicht so klappten und ich alles etwas zu sehr auf mich fokussierte.

Samstag war dann 1x mehr Nachbarschaftshilfe angesetzt (habe Laurel wieder im Garten geholfen) sowie Martin eine Couch zu tragen, um dann fuers Cookies backen einzukaufen.

Sonntag gabs dann meine Belohnung: 


Eine Kajaktour

Die Kajaktour ist Teil der GRAB (Gettysburg Recreational Adventure Board)  Experiences und bietet Studenten sowie Angestellten des Colleges an den Wochenenden guenstige Ausflugsmoeglichkeiten fuers Wandern, Klettern oder eben Kajakfahren.

Das Wetter war genial, die warme Luft hatte sich verabschiedet. Die Sonne schien und wir hatten ca. 20-23C. Als warm genug fuer:

ausversehen ins Wasser fallen (Baden ist aus Versicherungsgruenden nicht erlaubt)

Die Bieberstellung testen

oder die "Entwaesserungspumpen" einfach einmal anders nutzen :-)



Das Wetter schwang zwar zwischenzeitlich um (siehe erstes Bild), aber trotzdem war es ein sehr schoener Trip in Cordorus State Park (naehe von Hanover! :-) ). Einziges kleines Manko, da es ein fuer alle offenes Angebot war, musste man doch oft auf Nachzuegler warten.

Mein Zwischenfazit:
Es macht tierisch Spass! Groesstenteils echt viel Arbeit, bin oft von morgens um 8 bis Abends um 21 Uhr mit den vielen Aufgaben beschaeftigt, aber die Kollegen und Studenten sind genial. Es ist ein tolles Gefuehl ueber den Campus zu gehen und fast jedes mal freudige Studenten zu treffen, die einen mit "Moin, moin, wie gehts Dir Jan?" ansprechen sowie sich umso mehr freuen, wenn sie mit ihrem Namen anspricht (habe die Namen meiner 40 101 Studenten schon alle drauf+einige von den anderen Studenten). Natuerlich fehlen mir so einige von Euch, aber ich sehe es als gutes Zeichen. Ich glaube, wenn ich wieder komme, werde ich euch noch besser wertschaetzen koennen!

1 Kommentar:

  1. Auch wenn wir wirklich nichts mehr miteinander zu tun haben,lese ich doch mit großer Begeisterung deinen Blog und seit diesem Post weiß ich nun endlich auch,was du dort machst.Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß und freue mich auf neues aus deinem Leben.

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